Was ist digitale Gewalt?

Ängstlicher Mann mit Hoody und Handy

Digitale Gewalt – Eine unterschätzte Gefahr

Die Digitalisierung hat unser Leben in vielerlei Hinsicht bereichert. Wir sind vernetzt, kommunizieren schneller und teilen unser Leben mit anderen – oft mit nur einem Klick. Doch wo einerseits Chancen entstehen, gibt es auf der anderen Seite auch Risiken. Eine dieser Schattenseiten ist die digitale Gewalt. Sie bleibt häufig unsichtbar und ist dennoch allgegenwärtig. Ob in sozialen Netzwerken, Messengerdiensten oder Online-Spielen – digitale Gewalt kann überall auftreten, wo Menschen digital miteinander interagieren.

Doch was genau ist digitale Gewalt, und warum ist sie so gefährlich? Dieser Artikel möchte sensibilisieren, informieren und aufzeigen, wie wir uns und andere schützen können. Denn nur, wenn wir das Problem verstehen, können wir etwas dagegen tun.

Inhalt

Was ist digitale Gewalt?

Digitale Gewalt bezeichnet jede Form von Gewalt, die über digitale Technologien ausgeübt wird. Dabei kann es sich um gezielte Angriffe auf eine Person handeln, um Macht auszuüben, zu kontrollieren oder zu verletzen. Anders als bei herkömmlichen Formen von Gewalt sind die Täter:innen oft anonym, und die Reichweite der Angriffe ist potenziell grenzenlos. Inhalte, die einmal ins Netz gestellt wurden, können sich rasant verbreiten und sind schwer wieder zu entfernen.

Ein Beispiel: Eine Schülerin wird in einer WhatsApp-Gruppe beleidigt und auf Instagram mit Fotomontagen bloßgestellt. Freunde und Unbeteiligte liken oder teilen die Beiträge, wodurch sich der Schaden vervielfacht. In solchen Fällen wirkt digitale Gewalt nicht nur im Moment, sondern kann langfristige Auswirkungen auf das Opfer haben – psychisch, sozial und manchmal auch rechtlich.

Was digitale Gewalt besonders gefährlich macht, ist ihre Allgegenwärtigkeit. Sie kennt keine geografischen oder zeitlichen Grenzen. Angriffe können rund um die Uhr erfolgen, selbst wenn das Opfer glaubt, sicher zu Hause zu sein. Die digitale Welt wird so zu einem Raum, in dem Menschen bedroht, manipuliert oder verletzt werden können, oft ohne direkt zu wissen, wer dahintersteckt.

Formen digitaler Gewalt

Digitale Gewalt tritt in verschiedenen Formen auf, die sich oft überschneiden und in ihrer Wirkung besonders belastend sein können. Hier sind die wichtigsten Begriffe erklärt – mit Beispielen, die zeigen, wie sie sich im Alltag äußern können:

Cybermobbing beschreibt das absichtliche Beleidigen, Bloßstellen oder Schikanieren von Personen über digitale Medien. Es kann sich über soziale Netzwerke, Chatgruppen oder Plattformen wie Online-Spiele ausbreiten.

Beispiel: Ein Schüler wird in einer WhatsApp-Klassengruppe regelmäßig beleidigt und ausgeschlossen. Es werden peinliche Fotos von ihm in der Gruppe geteilt, die aus dem Kontext gerissen wurden, um ihn lächerlich zu machen.

Happy Slapping bezeichnet das Filmen oder Fotografieren von Übergriffen, bei denen eine Person absichtlich körperlich oder verbal angegriffen wird, während die Tat als Unterhaltung dient. Diese Inhalte werden anschließend über soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste verbreitet, was die Demütigung der betroffenen Person noch verstärkt.

Beispiel: In einer Schulpause schlägt eine Gruppe von Jugendlichen einem Mitschüler ins Gesicht, während ein anderer die Szene filmt. Das Video wird später in der Klassengruppe auf WhatsApp geteilt, um den Vorfall lächerlich darzustellen.

Hate Speech meint hasserfüllte, diskriminierende oder rassistische Inhalte, die gezielt gegen bestimmte Personen oder Gruppen gerichtet sind. Sie zielen darauf ab, zu verletzen oder zu spalten.

Beispiel: Eine Schülerin erhält auf Facebook eine Flut von Kommentaren, die sexistische und frauenfeindliche Beleidigungen enthalten, nachdem sie sich zu einem kontroversen Thema geäußert hat.

Digitale Stalker:innen verfolgen eine Person online, senden ihr unerwünschte Nachrichten oder verfolgen ihr digitales Verhalten, um sie einzuschüchtern oder zu kontrollieren.

Beispiel: Eine junge Frau wird von einem ehemaligen Partner ständig über Instagram-Direktnachrichten kontaktiert, obwohl sie ihn blockiert hat. Er erstellt immer neue Profile, um ihr weiterhin Nachrichten zu senden.

Doxing bezeichnet das Veröffentlichen privater Informationen, wie Adressen, Telefonnummern oder Arbeitsplätze, ohne Einwilligung der betroffenen Person, meist mit dem Ziel, Schaden zuzufügen.

Beispiel: Ein Aktivist, der an einer Demonstration teilgenommen hat, findet seine Adresse und Kontaktdaten in einer rechtsextremen Telegram-Gruppe. Dort wird dazu aufgerufen, ihn zu belästigen.

Beim Identitätsdiebstahl verwenden Täter:innen die persönlichen Daten einer Person, um sich als diese auszugeben. Dies kann für finanzielle Betrügereien oder um das Opfer zu schädigen, genutzt werden.

Beispiel: Ein Jugendlicher bemerkt, dass jemand ein Fake-Profil mit seinem Namen und Foto auf Facebook erstellt hat, um beleidigende Nachrichten an seine Freunde zu schicken.

Digitale Kontrolle tritt häufig in engen Beziehungen auf, wenn eine Person die technischen Geräte oder Konten einer anderen überwacht, um Macht auszuüben.

Beispiel: Ein Partner installiert ohne Wissen seiner Freundin eine Überwachungs-App auf ihrem Handy, um ihren Standort und ihre Nachrichten zu kontrollieren.

Sextortion ist eine Form der Erpressung. Täter:innen nutzen intime Bilder oder Videos einer Person, um sie zu bedrohen oder Geld von ihr zu verlangen.

Beispiel: Ein Jugendlicher sendet intime Fotos an eine vermeintlich gleichaltrige Person, die er online kennengelernt hat. Später droht ihm diese, die Bilder zu veröffentlichen, wenn er kein Geld bezahlt.

Warum ist digitale Gewalt so gefährlich?

Digitale Gewalt unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von traditionellen Formen der Gewalt – vor allem durch ihre Reichweite, ihre Anonymität und ihre Langzeitwirkung.

1. Permanente Verfügbarkeit

Die digitale Welt schläft nie. Angriffe können rund um die Uhr erfolgen, und Opfer können ihnen nur schwer entkommen. Selbst wenn sie sich von sozialen Medien fernhalten, bleiben Inhalte oft online und sind für andere sichtbar.

2. Anonymität der Täter:innen

In der digitalen Welt können Täter:innen oft anonym agieren. Sie verstecken sich hinter Fake-Profilen oder nutzen Plattformen, die ihre Identität verschleiern. Das erschwert die Konfrontation und das Verhindern weiterer Übergriffe.

3. Massive psychische Belastung

Digitale Gewalt wirkt nicht nur auf der digitalen Ebene, sondern hat gravierende Folgen im echten Leben. Betroffene leiden häufig unter Angstzuständen, Depressionen oder Schlafstörungen. Besonders Jugendliche sind anfällig, da ihre soziale Identität und ihr Selbstwertgefühl stark von digitaler Anerkennung abhängen.

4. Dauerhafte Spuren

Einmal veröffentlichte Inhalte sind schwer zu löschen. Selbst wenn die Täter:innen gestoppt werden, können die Bilder, Videos oder Nachrichten weiterhin kursieren und die Opfer belasten.

Wie kann man sich schützen?

Der Schutz vor digitaler Gewalt beginnt bei präventiven Maßnahmen, erfordert aber auch die Fähigkeit, im Ernstfall richtig zu reagieren. Hier sind einige wichtige Schritte:

1. Prävention: Aufklärung und Medienkompetenz

Schulen und Eltern sollten Jugendliche über die Gefahren digitaler Gewalt aufklären und sie in der sicheren Nutzung digitaler Medien schulen.

Workshops und Schulungen zur Medienkompetenz helfen, Risiken zu erkennen und sich zu schützen.

2. Technische Maßnahmen

Datenschutz: Achte darauf, welche Informationen du teilst und stelle deine Profile auf privat.

Blockieren: Du kannst Täter:innen auf sozialen Netzwerken oder in Messenger-Diensten blockieren.

Melden: Plattformen wie Instagram, TikTok oder Facebook bieten Meldefunktionen für unangemessene Inhalte.

3. Unterstützung suchen

Beratungsstellen: Es gibt spezialisierte Organisationen wie „Nummer gegen Kummer“ oder „Jugendschutz.net“, die Unterstützung bieten.

Rechtliche Schritte: Digitale Gewalt ist strafbar. Betroffene können Anzeige erstatten, zum Beispiel wegen Beleidigung, Bedrohung oder Stalking.

Mediation: Besonders bei Konflikten innerhalb von Gruppen, wie z. B. Schulklassen, kann Mediation eine wichtige Rolle spielen, um Gespräche zu ermöglichen und Konflikte zu lösen.

Gemeinsam gegen digitale Gewalt

Digitale Gewalt betrifft uns alle – direkt oder indirekt. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Gesellschaft Verantwortung übernehmen, indem wir das Thema sichtbar machen und uns gegenseitig unterstützen. Nur wenn wir gemeinsam handeln, können wir die digitale Welt zu einem sicheren Ort machen.

Mein Appell an dich:

Schau nicht weg! Wenn du digitale Gewalt bemerkst, dann unterstütze die Betroffenen und melde die Vorfälle. Jede:r Einzelne kann einen Unterschied machen.

Gemeinsam sind wir stark gegen digitale Gewalt !!
Christa Schäfer

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