Vertrauenseinrichtungen in Schulen – Orte für Zuhören, Vermitteln und Veränderung
Am 1. April 2025 fand im Rahmen des offenen Netzwerks „Schule lernt Streitkultur“ ein Online-Austausch zum Thema „Vertrauenseinrichtungen in Schulen“ statt. Die Referent:innen Regine Weimar und Armin Andreas Woy gaben Einblicke in bewährte Modelle, gesetzliche Grundlagen und praktische Herausforderungen – und eröffneten neue Perspektiven für Schulen, die Konflikte nicht mehr unter den Teppich kehren, sondern konstruktiv bearbeiten wollen.
Wie Schulen mit Vertrauenskreisen, Beratungslehrkräften und externer Unterstützung eine neue Konfliktkultur etablieren können
Was sind Vertrauenseinrichtungen?
Vertrauenseinrichtungen in Schulen sind Anlaufstellen für Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte, wenn Konflikte belasten oder Unsicherheiten bestehen. Sie bieten einen geschützten Rahmen, in dem Beteiligte Gehör finden, ohne sofort bewertet zu werden – und in dem gemeinsam Lösungen gesucht werden.
In vier Bundesländern (Baden-Württemberg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen) sind Vertrauenseinrichtungen in Schulen bereits explizit in den Schulgesetzen verankert. Doch auch jenseits gesetzlicher Vorgaben wächst das Interesse – besonders an Freien Schulen.
🔍 Hinweis:
Dieser Artikel gibt einen ersten Einblick in die Thematik Vertrauenseinrichtungen in Schulen. Er basiert auf einer Veranstaltung und eigener Recherche – erhebt aber keinen Anspruch auf vollständige Korrektheit oder Vollständigkeit.
Wir behalten das Thema weiter im Blick und ergänzen den Beitrag bei neuen Erkenntnissen oder Beispielen. Wenn du Hinweise oder Erfahrungen beisteuern möchtest, freuen wir uns über deine Nachricht oder deinen Kommentar!
Vertrauenskreise: Vielfalt der Modelle
Besonders an Waldorfschulen sind Vertrauenskreise etabliert, die sich in Zusammensetzung und Aufgaben unterscheiden:
- Vertrauensschüler:innen ab Klasse 5 werden klassenweise gewählt und unterstützen Gleichaltrige bei Konflikten.
- Vertrauenskreise können rein aus Eltern und Lehrkräften bestehen oder auch Schüler:innen einbeziehen. Ihre Aufgabe: Vermittlung in Konflikten zwischen schulischen Gruppen und Instanzen – oft ohne spezifische Ausbildung, aber mit großem Engagement.
- Ein Beispiel aus Bochum zeigt, wie ein kleiner Vertrauenskreis mit Anhörungsrecht in Schulorganen ein starkes Bindeglied zwischen Elternschaft und Schule sein kann.
- An der Annie-Heuser-Schule (Berlin) entwickelte sich ein Vertrauenskreis sogar in Richtung Mediation – unterstützt durch ausgebildete Eltern.
Chancen und Grenzen
Vertrauenseinrichtungen in Schulen entfalten ihr Potenzial vor allem bei Konflikten auf der Erwachsenenebene – also zwischen Eltern und Lehrkräften oder innerhalb des Kollegiums. Sie bieten vielfältige Perspektiven, basieren auf Freiwilligkeit und haben eine wichtige Funktion als vermittelndes Gremium.
Ein Blick auf Vertrauenseinrichtungen in Schulen zeigt eindrücklich auch die Vorteile von Schulmediation – etwa durch Zuhören auf Augenhöhe, strukturierte Konfliktbearbeitung und die Stärkung des Miteinanders.
Doch es gibt auch Hürden:
- Lehrkräfte sprechen ungern offen über Konflikte.
- Schüler:innen möchten manchmal keine elterliche Beteiligung.
- Eine zu frühe Einschaltung des Vertrauenskreises kann direkte Klärung verhindern – der Grundsatz lautet: erst im Dialog, dann im Kreis.
Beratungslehrkräfte: Professionalisierte Begleitung
Ein weiterer wichtiger Baustein sind Beratungslehrkräfte. Beratungslehrkräfte sind in vielen Bundesländern lediglich für die Beratung zur Berufsbildung zuständig. In anderen Bundesländern erhalten sie eine Ausbildung mit Elementen aus Gesprächsführung, systemischer Arbeit und Mediation.. Ihre Themen reichen dann von Schülerkonflikten über Kollegiumsfragen bis hin zu Problemen mit der Schulleitung. Besonders in Österreich ist diese Rolle sogar auch durch eine Hochschulweiterbildungen gut etabliert – ein Vorbild auch für deutsche Schulen.
Externe Unterstützung: Wenn Schulen sich öffnen
Auch externe Mediator:innen können eingebunden werden – zum Beispiel über Projekte wie Seniorpartner in School (SIS). Die Erfahrung zeigt: Schulen, die zunächst zögerten („Wir haben doch Streitschlichter“), profitieren später deutlich von der zusätzlichen Expertise – besonders bei psychisch belasteten Schüler:innen oder Eltern.
Was braucht es für gelingende Vertrauenseinrichtungen?
- Klare Strukturen: Wer macht was? Für wen? Und wann?
- Öffentlichkeit: Vorstellung des Vertrauenskreises auf der Schulhomepage, bei Elternabenden und Schulfesten.
- Leitfäden: Ein einfaches Schaubild auf der Schulhomepage kann helfen, Zuständigkeiten zu klären und Hemmschwellen zu senken.
- Schulleitungs-Support: Ohne Rückhalt von oben keine nachhaltige Umsetzung.
- Mediative Kompetenzen: Mitglieder von Vertrauenskreisen profitieren enorm von Fortbildungen in Mediation – sei es zur Haltung oder zur Gesprächsführung.
Fazit: Vertrauenseinrichtungen als Baustein einer konstruktiven Schulkultur
Vertrauenseinrichtungen in Schulen können das Miteinander nachhaltig verbessern – hin zu mehr Dialog, Verantwortung und Beziehungsarbeit. Dafür braucht es keine Perfektion, sondern Mut zur Struktur, Lust auf Transparenz und den Willen, zuzuhören.
💬 Kennst du Vertrauenseinrichtungen in Schulen aus eigener Erfahrung?
Dann schreib gern einen kurzen Kommentar:
Wie sind sie bei euch organisiert?
Was funktioniert gut – und was könnte besser laufen?
Ich freue mich auf deinen Einblick, sagt Christa