Was ist PIP?

Grafik mit unterschiedlichen Personen

Blogartikel zur Psychodynamisch Interaktionelle Pädagogik (PIP) – Unterstützung für junge Menschen in herausfordernden Zeiten

Heute freue ich mich, einen Gastartikel über die Psychodynamisch Interaktionelle Pädagogik (PIP) mit euch zu teilen, geschrieben von Prof. Dr. Rebecca Friedmann und Winnie Phla.

Die PIP bietet uns als Pädagog:innen und Sozialarbeiter:innen eine wertvolle Möglichkeit, besonders in schwierigen Situationen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu arbeiten. Vielleicht kennt ihr auch Situationen wie diese:

In meiner Arbeit habe ich durch Zufall kürzlich Alikhan (Name geändert) kennengelernt, einen 15-jährigen Schüler in der 9. Klasse, der schon länger als schuldistanziert gilt. Er hat oft Schwierigkeiten, Anschluss in der Klasse zu finden, und in den letzten Monaten blieb er immer öfter dem Unterricht fern. Sein Verhalten im Unterricht ist impulsiv und unberechenbar – oft gerät er schnell in Konflikte mit Mitschüler:innen und reagiert auf Kritik sehr empfindlich. Seine Noten und sein Selbstbewusstsein sinken, während er sich weiter von der Schule und seinen Mitmenschen entfremdet.

In einem Gespräch mit ihm merke ich schnell, dass hinter diesem Verhalten eine Menge Frust, Unsicherheit und vor allem Angst steckt. Die Schule empfindet Alikhan mittlerweile als einen Ort, der ihm mehr Stress als Halt gibt. Für ihn ist es schwer, an positive Lernerfahrungen anzuknüpfen oder Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Die PIP-Methode könnte in einem solchen Fall eine wertvolle Unterstützung sein, um ihm zu helfen, seine Emotionen zu reflektieren, sein Verhalten zu verstehen und ihm neue Strategien zu vermitteln, wie er in der Schule besser zurechtkommen kann.

Die PIP setzt an dieser Stelle mit einem besonderen Ansatz an: Es geht darum, über die Beziehungsebene und achtsame Begleitung neue, unterstützende Erfahrungen zu ermöglichen, die Selbstregulation zu fördern und emotionale Stabilität zu entwickeln.


Ziel der PIP ist eine individuelle Nachreifung relevanter Fähigkeiten der Selbst- und Beziehungsregulierung (z. B. Perspektivenübernahme, Affekt-/Impulssteuerung, Frustrationstoleranz, Selbstwertstabilität) auf Grundlage einer psychodynamisch-pädagogischen Diagnostik und in einer speziellen, beziehungsfokussierten Haltung.

In diesem Gastbeitrag werden Winnie Phla und Prof. Dr. Rebecca Friedmann einen tieferen Einblick in die Methoden und Einsatzmöglichkeiten der PIP geben und erklären, wie sie für junge Menschen wie Alikhan eine hilfreiche Unterstützung sein kann.

Viel Freude beim Lesen und Entdecken wünscht euch Christa

Psychodynamisch Interaktionelle Pädagogik (PIP)

von Prof. Dr. Rebecca Friedmann und Winnie Phla

Was ist Psychodynamisch Interaktionelle Pädagogik (PIP) und welche Relevanz hat sie für die sozialberufliche Praxis?

PIP entwickelte sich auf der Grundlage der psychoanalytisch-interaktionellen Therapie (begründet von Heigl & Heigl-Evers, Infos u. a. unter www.agg-goettingen.de), die vor allem für Menschen entwickelt wurde, die aufgrund ihrer struktureller Störungen durch gängige Therapieformen nicht erreicht wurden.

In vielen Feldern der Sozialen Arbeit haben wir es ebenfalls mit Menschen zu tun, die in verschiedener Weise, teils massive Schwierigkeiten haben mit sich und anderen zurechtzukommen – für die Arbeit mit diesen Zielgruppen wurde die PIP entwickelt.

Bei PIP handelt es sich nicht so sehr um eine spezifische Technik, sondern um eine beziehungsorientierte entwicklungsförderliche Haltung, mit der den Klient:innen in der unmittelbaren Begegnung gezielt neue, intersubjektive Erfahrungen ermöglicht werden. Diese Erfahrungen sollen dazu beitragen, dass dysfunktionale Mechanismen der Selbst- und Beziehungsregulation durch flexiblere, sozial verträglichere abgelöst werden.

Die Arbeitsweise beruht auf einer eigens dafür entwickelten psychodynamisch-pädagogischen Diagnostik der Selbst- und Beziehungsregulierung, die prozessual eingesetzt wird und deren Ergebnisse die Ausrichtung der Interventionen bestimmen.

Haltung und Interventionen sind an einem Menschenbild ausgerichtet, das von Respekt, Toleranz und der Anerkennung der subjektiven Herausforderungen gekennzeichnet ist.

Ursprünglich aus dem therapeutischen für den delinquenzpädagogischen Kontext adaptiert und spezifiziert, hat sich die PIP inzwischen in diversen sozialarbeiterischen Settings (ambulant, stationär, Gruppen-/Einzelangebote) und für die Arbeit mit verschiedenen Zielgruppen (z. B. Straftäter:innen, schuldistante junge Menschen, radikalisierte Personen), aber auch in der Beratung, im Coaching oder in der Supervision bewährt.

PIP wird seit über 10 Jahren erfolgreich in der Praxis angewendet. Mit der Gründung des gemeinnützigen Instituts für Psychodynamisch Interaktionelle Pädagogik e. V. soll diese Methode für Fachkräfte breitflächig zugänglich werden.

PIP kann man lernen! Weiterführende Informationen unter www.ipip-berlin.de

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