Wo sich Menschen treffen, da gibt es Konflikte, und die wollen gelöst werden.
Die Konfliktfähigkeit beschreibt die Fähigkeit einer Person, bereits im Vorfeld eines Konfliktes deeskalierend tätig zu sein, und sie beschreibt aufbauend die Stärke, konstruktiv mit dem Konfliktpartner ins Gespräch zu gehen, um die Lösung einer Situation zu erwirken.
Welche Kompetenzen umfasst die Konfliktfähigkeit?
Es gibt ein ganzes Bündel an Kompetenzen, das zu einer hohen Konfliktfähigkeit führt:
- Aufbau einer freundlichen Beziehung zum Konfliktpartner
- Offenheit und Flexibilität
- Toleranz und Gerechtigkeitsempfinden
- Selbstbewusstsein
- Emotionale Intelligenz
- Anwendung konstruktiver Kommunikationstechniken
(Zuhören und die eigene Sichtweise gut darlegen können) - Das Vermögen zur Perspektivübernahme
Haben wir alle eine unterschiedliche Konfliktfähigkeit?
Ja, das haben wir. Die Konfliktfähigkeit wird bereits im Kindesalter gelernt, und sie verfeinert sich im gesamten weiteren Leben. Wir haben viele Lehrmeister und Vorbilder für unseren eigenen Umgangsstil mit Konflikten, das sind Eltern und nahe Bezugspersonen, aber auch Erzieher*innen, Lehrkräfte und andere Pädagog*innen. Natürlich schauen wir uns auch von Freund*innen vieles ab, von unseren Partner*innen, Arbeitskolleg*innen und vielen anderen uns näher oder ferner stehenden Personen.
Während wir anfangs einen Umgangsstil lediglich übernehmen, können wir später reflektieren und uns bewusst entscheiden, welche Umgangsweise wir im Konflikt nutzen wollen. Oder wir erhalten beispielsweise im Schulkontext oder im Job ein Training, in dem ein guter Umgang mit Konflikten gelehrt wird, auch dann ändern wir unseren Umgangsstil und können die neu erworbenen Kenntnisse mal gut, mal weniger gut anwenden. Auch das Durchlaufen einer Mediationsausbildung führt dazu, konfliktfähiger zu werden.
Was ist das Gegenteil zur Konfliktfähigkeit?
Das Gegenteil zur Konfliktfähigkeit besteht darin, dass jemand nicht in der Lage ist Konflikte „gut“ lösen zu können. Es gibt sogar viele Menschen, die nicht gelernt haben mit Konflikten umzugehen. Da gibt es Menschen, die wollen unbedingt Recht haben. Sie werden im Konflikt laut, beschimpfen ihren Konfliktpartner, brüllen oder schlagen gar. Und es gibt Menschen, die sich im Konflikt zurück ziehen. Sie gehen in ihr Zimmer, machen die Türe zu und kommen für Stunden nicht mehr aus dem Zimmer. Oder diejenigen, die allem zustimmen um ihren lieben Frieden zu haben, aber gar nicht mit der Lösung einverstanden sind. In all diesen Fällen ist wenig Konfliktfähigkeit vorhanden, und die Lösung des Konfliktes ist wahrscheinlich nicht von langer Dauer.
Sind Mediator:innen per se konfliktfähig?
Das ist eine interessante Frage, auf die ich keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern lediglich meine Meinung wiedergeben kann. Mediator:innen wissen und kennen den Weg, einen Konflikt gut zu klären. Ist eine Mediatorin oder ein Mediator selber im Konflikt, so hat sie oder er – wie alle Konfliktparteien – ein erhöhtes emotionales Erregungsniveau und einen Tunnelblick. Das führt dazu, dass auch eine Mediatorin / ein Mediator im eigenen Streit nicht immer die Ruhe bewahren kann, sondern mitunter emotional und laut wird. Während kleinere Konflikte durchaus gut gelöst werden können, so wird ein Mediator / eine Mediatorin durch einen größeren Konflikt eventuell in frühere Konfliktlösemuster geworfen und ist damit nicht mehr in der Lage, souverän den Konflikt anzugehen. Aber wie gesagt, das alles ist sehr persönlichkeitsabhängig, und es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage.
2 Antworten
Danke für den Beitrag zu Konfliktfähigkeit und Mediation. Ich habe lange gesucht, um hilfreiche Informationen dazu zu finden, weil sich meine Schwester dafür sehr interessiert. Die Infos hier werde ich ihr mal weitergeben.
Das freut mich sehr. Alles Gute für Sie und Ihre Schwester … wünscht Christa Schäfer