Seit langer Zeit führe ich Fortbildungen für Pädagog*innen im Bereich der Mediation durch. Immer wieder höre ich dabei die Vorstellung: Wenn wir erst einmal ein Mediationsprojekt an der Schule haben, dann wird alles besser. Dann sind die Schüler*innen freundlicher, dann ist nicht mehr so viel Gewalt an unserer Schule, dann wird hier alles entspannter.
Da kann ich einerseits zustimmen, andererseits aber auch zur Vorsicht mahnen, denn so einfach ist es nicht. Es gibt Schulen, da ist die Schulmediation ein großer Erfolg, und es gibt Schulen, da wird das Schulmediationsprojekt nach einer Weile wieder eingestellt, weil angeblich keine Konflikte da sind, die mediiert werden können. Hm, wenn ich dann zusammen mit der Schule ein wenig forsche, dann ist es gewöhnlich so, dass es schon eine ganze Menge Konflikte gibt, dass diese aber nicht bei den Schülermediator*innen ankommen. Kein Problem, da kann etwas getan werden.
Bereits 2006 hat Sabine Behn zusammen mit einer Gruppe von Forscher*innen eine Evaluation von Schülermediationsprojekten durchgeführt und herausgefunden, welche Gelingensbedingungen und Erfolgsfaktoren für ein erfolgreiches Projekt erfüllt sein müssen. Das sind genau acht Bedingungen, und gerne möchte ich sie dir hier vorstellen.
Checkliste für den Erfolg von Schülermediationsprojekten
- Mediation sollte nicht das einzige Projekt im Bereich der Gewaltprävention und Demokratieerziehung an der Schule sein und zudem unbedingt in das Schulprogramm eingebunden werden.
- Von Zeit zu Zeit ist es günstig, dem Pädagog*innen-Team das Mediationsprojekt in Erinnerung zu rufen, dies kann über regelmäßige Berichte in den verschiedenen Schulgremien geschehen. Günstig sind auch Modelle, bei denen ein persönlicher Kontakt zwischen Schülermediator*innen und bestimmten Klassen in Form einer Patenschaft gefördert wird.
- Es ist wichtig, dass die Pädagog*innen, die das Schülermediationsprojekt betreuen, die Möglichkeit zu Supervision oder kollegiale Beratung erhalten. Ferner ist es günstig, dass weitere Pädagoginnen zu Schulmediatorinnen ausgebildet werden und das Mediationsteam verstärken.
- Nicht nur die Schülermediator*innen sollten wissen, wie man mit Konflikten umgeht. Es sind günstig weitere Trainings für möglichst viele Schüler*innen zur Erweiterung der sozialen Handlungskompetenzen durchzuführen.
- Als die Evaluation 2006 durchgeführt wurde, wurden die Schülermediationsprojekte hauptsächlich von Lehrkräften durchgeführt. Dies hat sich in der Zwischenzeit verändert und viele Schulsozialarbeiterinnen haben diese Aufgabe übernommen. Meine Empfehlung ist an dieser Stelle, das Projekt auf eine breite Basis zu stellen und mehrere Professionen am Gelingen des Projektes teilhaben zu lassen.
- Breit angelegte Informationsveranstaltungen für Eltern, Lehrkräfte und Schüler*innen sind vor Projektstart günstig. Eine gemeinschaftliche Entscheidung für das Schülermediationsprojekt und der Startschuss durch die Schulkonferenz haben einen positiven Einfluss auf den Projektverlauf.
- Die Reflexion des vorhandenen institutionellen Umgangs mit Konflikten sowie die Einführung eines systematischen, verbindlichen und transparenten neuen Konfliktmanagementsystems an der Schule bei klaren und nicht überfordernden Zielen für das Mediationsprojekt bringt einen großen Gewinn.
- Zentrale Rahmenbedingungen sind u.a. die Freistellung der das Projekt innehabenden Lehrkräfte, die kontinuierliche Begleitung der Schülermediator*innen durch Supervisionseinheiten, die Freistellung der Schüler*innen für Mediationen auch innerhalb der Unterrichtszeit sowie die Einrichtung eines festen Mediationsraumes.
Mehr zu den acht Punkten ist nachzulesen unter: Sabine Behn, Nicolle Kügler, u.a.: Mediation an Schulen. Eine bundesdeutsche Evaluation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2006.
Hat deine Schule schon ein Schülermediationsprojekt?
Falls du schon ein Schülermediationsprojekt an deiner Schule hast, so nutze die folgenden acht Punkte gerne als Checkliste. Setze dich in Ruhe mit deinen Schülerinnen oder Kolleginnen zusammen und überlegt gemeinsam, wie viele dieser Punkte bei euch an der Schule erfüllt sind. Überlegt bitte auch, in welchem Punkt ihr euch weiterentwickeln wollt. Formuliert anschließend ein Ziel und geht in die Umsetzung. Damit wird die Schulmediation an eurer Schule noch erfolgreicher. Von mir dafür toi toi toi.
Noch kein Schülermediationsprojekt in Sicht?
Falls du noch kein Schülermediationsprojekt an der Schule haben solltest, aber schon länger mit dem Gedanken liebäugelst, so nimm dir doch die acht Punkte vor und überlege, wie du das Mediationsprojekt in Gang bringen kannst. Gerne kannst du dazu bei mir Beratung einholen, einen Auftaktworkshop für deine Schule buchen oder deine Ausbildung als Schulmediator*in machen. Und dann kann es auch schon losgehen.
ICH WÜNSCHE GUTES GELINGEN FÜR DIE SCHULMEDIATION IN ALLEN SCHULFORMEN,
sagt Christa Schäfer