Die Kraft der SAG ES-Formel

Pinsel auf orange-pinkfarbener Leinwand

Konflikte sind ein natürlicher Teil unseres Alltags. Sie entstehen in den verschiedensten Kontexten: im Berufsleben, innerhalb der Familie, in Partnerschaften oder im Freundeskreis. Oftmals fühlen wir uns in solchen Situationen überfordert, missverstanden oder einfach nur frustriert. Die Herausforderung besteht darin, diese Konflikte auf eine Weise zu lösen, die nicht nur den Knoten löst, sondern auch die Beziehung zu den beteiligten Personen stärkt.

Hier kommt die Kraft der „SAG ES-Formel“ ins Spiel – ein einfaches, aber starkes Werkzeug für die effektive Kommunikation in konflikthaften Situationen.

Dieser Blogartikel zeigt dir, wie die SAG ES-Formel funktioniert. Undsei auch gespannt, wie die Lehrerinnen Melanie und Nadine ihren Konflikte zum Kunstraum der Schule mit Hilfe dieser Formel gut lösen …

Inhalt

Die „SAG ES-Formel“ bietet eine strukturierte Methode, den Konfliktknoten zu lösen und die Beziehung zum Konfliktgegenüber zu stärken.

Was meint die SAG ES-Formel?

Ein gemeinsamer Lösungsraum entsteht, wenn alle beteiligten Parteien ihre Sichtweisen, Bedürfnisse und Gefühle offen teilen können. Und wenn sie gleichzeitig bereit sind, die Perspektiven des Konfliktgegenübers zu erkunden und zu verstehen. Dieser Raum ist metaphorisch gesprochen der „heilige Boden“. Hier können Kompromisse gefunden, Missverständnisse geklärt und tragfähige Lösungen für alle Beteiligten entwickelt werden.

Die Kraft der SAG ES-Formel dient als Brücke zu diesem Raum. Sie gibt eine klare Struktur vor, wie man in den Dialog geht und auf Augenhöhe miteinander spricht.

Die SAG ES-Formel:

Sichtweise ansprechen
Auswirkungen beschreiben
Gefühle benennen

Erfragen, wie der*die Andere die Situation sieht
Schlussfolgerungen ziehen

Die „SAG ES-Formel“ fördert ein Klima der Offenheit und des Respekts, in dem sich beide Seiten gehört und verstanden fühlen. Dies ist die Grundlage für das Entstehen eines gemeinsamen Lösungsraums, in dem Konflikte nicht nur gelöst, sondern Beziehungen gestärkt werden.

Wie funktioniert die SAG ES-Formel?

Die „SAG ES-Formel“ ist eine praktische Anleitung zur Kommunikation in konflikthaften Situationen. Sie unterstützt uns dabei, unsere Gedanken und Gefühle klar und verständlich zu äußern, während wir gleichzeitig offen für die Perspektiven anderer bleiben. Jeder Buchstabe der Formel steht für einen Schritt im Kommunikationsprozess, der dazu beiträgt, ein tieferes Verständnis zu entwickeln und gemeinsame Lösungen zu finden.

Sichtweise ansprechen:

Der erste Schritt, Sichtweise ansprechen, ist grundlegend für den Beginn eines jeden konstruktiven Dialogs. Hier geht es darum, die eigene Wahrnehmung der Situation zu teilen, ohne dabei beschuldigend oder wertend zu sein. Ziel ist es, einen neutralen, objektiven Ausgangspunkt für das Gespräch zu schaffen.

Beispiel: Statt zu sagen „Du hörst mir nie zu“, könnte man formulieren: „Mir ist aufgefallen, dass in unseren letzten Gesprächen meine Punkte oft nicht berücksichtigt wurden.“

Auswirkungen beschreiben:

Im zweiten Schritt, Auswirkungen beschreiben, wird erklärt, wie die Situation oder das Verhalten des Gegenübers einen selbst beeinflusst hat. Dies hilft dem Gegenüber, die Bedeutung des Themas zu verstehen und empathisch auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu reagieren.

Beispiel: „Das heißt für mich, dass ich mich nicht gehört und wertgeschätzt fühle.“

Gefühle benennen:

Der dritte Schritt, Gefühle benennen, ermutigt dazu, offen über die eigenen Emotionen zu sprechen. Dieser Schritt ist entscheidend, um eine emotionale Verbindung herzustellen und dem Gegenüber die Tiefe der eigenen Betroffenheit zu vermitteln.

Beispiel: „Mir geht es damit nicht gut. Ich fühle mich übergangen und traurig.“

Erfragen, wie der*die Andere die Situation sieht:

Im vierten Schritt, Erfragen, wie der*die Andere die Situation sieht, öffnet man aktiv den Raum für die Sichtweise des Gegenübers. Dieser Schritt zeigt nicht nur Respekt und Wertschätzung für die Perspektive der anderen Person, sondern fördert auch ein gegenseitiges Verständnis.

Beispiel: „Wie siehst du das? Ich würde gerne verstehen, wie du die Situation erlebt hast.“

Schlussfolgerungen ziehen:

Der letzte Schritt, Schlussfolgerungen ziehen, dient dazu, gemeinsam über mögliche Lösungen nachzudenken und auszudrücken, was man sich für die Zukunft wünscht. Dieser Schritt ist essentiell, um den Konflikt nicht nur zu besprechen, sondern auch aktiv nach Wegen zu suchen, ihn zu lösen.

Beispiel: „Ich wünsche mir, dass wir Wege finden, wie wir in unseren Gesprächen beide zu Wort kommen können. Was könnten wir deiner Meinung nach tun, um das zu verbessern?“

Durch die Kraft der „SAG ES-Formel“ können schwierige Gespräche strukturiert und konstruktiv geführt werden. Jeder Schritt trägt dazu bei, ein Umfeld des Verständnisses und der Empathie zu schaffen, in dem beide Seiten sich gehört und respektiert fühlen. Dies fördert nicht nur die Lösung des aktuellen Konflikts, sondern stärkt auch die Beziehung und das gegenseitige Vertrauen.

Ein Beispiel zur SAG ES-Formel

Ein praktisches Beispiel aus dem Schulkontext kann die Anwendung der „SAG ES-Formel“ zwischen Kolleginnen illustrieren. Konflikte in Bildungseinrichtungen sind nicht ungewöhnlich, da unterschiedliche pädagogische Ansätze, Arbeitsbelastungen und Kommunikationsstile aufeinandertreffen können. Die „SAG ES-Formel“ bietet hier einen strukturierten Ansatz, um Missverständnisse zu klären, Perspektiven zu teilen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Konflikt im Kunstraum:
Immer diese liegen gebliebenen dreckigen Pinsel …

Lehrerin Melanie bemerkt, dass Lehrerin Nadine wiederholt den gemeinsam genutzten Kunstraum in einem unordentlichen Zustand hinterlässt, was es Melanie erschwert, ihren Unterricht effizient durchzuführen.

Sichtweise ansprechen: Lehrerin Melanie beginnt das Gespräch mit Lehrerin Nadine, indem sie ihre Beobachtung neutral und ohne Vorwürfe teilt. „Mir ist aufgefallen, dass der Kunstraum in den letzten Wochen oft sehr unordentlich war, nachdem ich nach dir den Raum betreten habe.“

Auswirkungen beschreiben: Anschließend beschreibt Melanie, welche Auswirkungen dieser Zustand auf ihre Arbeit und ihr Wohlbefinden hat. „Das heißt für mich, dass ich oft zusätzliche Zeit aufwenden muss, um den Raum aufzuräumen, bevor ich mit meiner Arbeit beginnen kann. Das führt dazu, dass ich gestresst bin und in meinem Unterricht unter Druck stehe.“

Gefühle benennen: Melanie äußert ihre Gefühle offen, um Nadine zu helfen, die emotionale Tiefe der Situation zu verstehen. „Mir geht es damit ehrlich gesagt nicht gut. Ich fühle mich dadurch übersehen und weniger wertgeschätzt in unserem Team.“

Erfragen, wie der*die Andere die Situation sieht: Melanie bittet Nadine um ihre Sichtweise, um ein vollständiges Bild der Situation zu erhalten und Missverständnisse zu vermeiden. „Wie siehst du das? Gibt es Gründe, die dazu führen, dass der Raum so hinterlassen wird?“

Schlussfolgerungen ziehen: Schließlich regt Melanie an, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für beide Seiten akzeptabel sind. „Ich wünsche mir, dass wir eine Lösung finden, wie wir den Raum gemeinsam nutzen können, sodass wir beide unsere Arbeit effizient und in einer angenehmen Umgebung durchführen können. Was denkst du, könnten wir tun, um das zu verbessern?“

Durch das strukturierte Vorgehen nach der „SAG ES-Formel“ können Melanie und Nadine ein offenes und konstruktives Gespräch führen. Das Teilen der eigenen Sichtweisen und das gegenseitige Verstehen der Auswirkungen und Gefühle ermöglicht es ihnen, den Konflikt zu entschärfen und gemeinsam an einer praktikablen Lösung zu arbeiten. So kann nicht nur das unmittelbare Problem gelöst werden, sondern es wird auch eine Grundlage für eine verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit in der Zukunft gelegt.

Bleib geduldig

Die erfolgreiche Anwendung der „SAG ES-Formel“ erfordert Übung und Geduld. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten ein fortlaufender Prozess ist. Indem wir offen bleiben, aktiv zuhören und versuchen, die Perspektive des anderen zu verstehen, können wir nicht nur Konflikte lösen, sondern auch unsere Beziehungen zu anderen stärken und vertiefen.

Und wenn nicht die SAG ES-Methode das rhetorische Mittel deiner Wahl ist, so nutze doch zunächst einmal die LIMO-Technik, um mehr Ruhe in ein Gespräch zu bekommen. Auch diese Gesprächstechnik ist äußerst wirkungsvoll im Gespräch miteinander …

Gutes Gelingen bei deinen nächsten Konfliktgesprächen
wünscht dir Christa

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2 Antworten

  1. Ein Problem anzusprechen erleichtert vieles, um selbst aus einem Gedankenkarusell heraus zu kommen und beiden Gesprächspartnern die Möglichkeit zu geben, sich dazu zu äußern und die eigene Sichtweise aufzuzeigen. Ich habe immer gute Erfahrungen damit gemacht.
    Danke, dass Du es ansprichst und Danke für diesen Blogartikel.

    1. Hallo Christine,

      vielen Dank für dein positives Feedback und auch dafür, dass du deine Erfahrungen hier teilst! Es freut mich sehr zu hören, dass du bereits gute Erfahrungen mit dem Ansprechen von Problemen gemacht hast. Genau das ist der Kern der SAG ES-Formel: durch offene Kommunikation aus dem Gedankenkarussell auszusteigen und einen Raum für Verständnis und Perspektivwechsel zu schaffen.

      Beste Grüße von Christa

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