Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch – Der Schlüssel zu effektivem Feedback
In einer Welt, die immer schneller und vernetzter wird, bleibt die Fähigkeit, effektives und konstruktives Feedback zu geben und zu empfangen, eine der grundlegenden Säulen erfolgreicher zwischenmenschlicher Kommunikation. Ob im beruflichen Umfeld, in Bildungsinstitutionen oder im persönlichen Bereich – die Art und Weise, wie wir unsere Beobachtungen, Gefühle und Bedürfnisse kommunizieren, hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Beziehungen und unser Wohlbefinden.
Das Modell „Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch“ bietet einen simplen, doch revolutionären Ansatz, um die Qualität unseres Feedbacks zu verbessern, Missverständnisse zu vermeiden und eine Kultur der Offenheit und des gegenseitigen Respekts zu fördern.
Das Modell ist auch unter dem Stichwort WWW-Feedback bekannt oder die drei Ws im Feedback.
Inhalt
Dieses Drei-Stufen-Modell baut auf der Prämisse auf, dass eine klare, wertungsfreie Kommunikation von Beobachtungen, den daraus resultierenden persönlichen oder professionellen Auswirkungen und die Formulierung konstruktiver Wünsche oder Erwartungen für die Zukunft, den Schlüssel zu einem verständnisvollen und produktiven Austausch darstellt.
In den folgenden Abschnitten dieses Artikels werden wir uns eingehend mit jedem der drei Aspekte dieses Modells auseinandersetzen. Wir betrachten, wie „Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch“ als Werkzeug genutzt werden kann, um die Brücken zwischen individuellen Perspektiven zu stärken und empathische Verbindungen zu schaffen. Damit wird Feedback zu einer Chance für Wachstum und Entwicklung.
Das 3W-Modell kann auch deine Kommunikationsfähigkeiten transformieren. Lerne deshalb die drei Komponenten des 3W-Feedback-Modells jetzt genauer kennen ….
Die Komponenten des 3W-Feedback-Modells
Wahrnehmung
Die „Wahrnehmung“ bildet den Ausgangspunkt des 3W-Modells. In dieser Phase geht es darum, eine neutrale, objektive Beschreibung dessen zu geben, was beobachtet wurde, ohne Interpretationen oder Bewertungen. Es ist wichtig, sich auf konkrete Fakten und beobachtbare Verhaltensweisen zu konzentrieren, die unabhängig von persönlichen Meinungen oder Emotionen stehen. Eine klare und präzise Beschreibung hilft dem Feedback-Empfänger, das angesprochene Verhalten ohne Abwehrhaltung zu erkennen und zu verstehen.
Beispiel: „Mir ist aufgefallen, dass du bei den letzten drei Teammeetings nicht gesprochen hast, obwohl Fragen zu deinem Arbeitsbereich aufkamen.“
Wirkung
Der zweite Schritt, „Wirkung“, verlangt vom Feedback-Geber, die emotionalen oder praktischen Auswirkungen des beobachteten Verhaltens auf sich selbst, das Team oder das Projekt zu schildern. Hier geht es darum, die persönliche Betroffenheit zu teilen und transparent zu machen, wie das Verhalten des anderen wahrgenommen wird. Dies fördert Empathie und Verständnis auf Seiten des Feedback-Empfängers.
Beispiel: „Das hat mich besorgt gemacht, weil ich weiß, wie wichtig deine Einsichten für das Projekt sind und wir ohne deine Beiträge möglicherweise wichtige Aspekte übersehen.“
Wunsch
Im letzten Schritt, dem „Wunsch“, formuliert der Feedback-Geber eine positive und konstruktive Bitte für zukünftige Verhaltensänderungen oder Aktionen. Hier geht es darum, lösungsorientiert vorzugehen und den Feedback-Empfänger zu ermutigen, über mögliche Anpassungen oder Verbesserungen nachzudenken. Der Fokus liegt auf der Förderung von Entwicklung und Wachstum.
Beispiel: „Ich wünsche mir, dass du in zukünftigen Meetings aktiv deine Perspektiven und Kenntnisse teilst, damit das gesamte Team davon profitieren kann.“
Vorteile des 3W-Modells
Das 3W-Modell bietet mit den Bausteinen Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch zahlreiche Vorteile für die Feedback-Kultur innerhalb von Organisationen und Gruppen. Es ermöglicht eine klare und zielgerichtete Kommunikation, bei der Missverständnisse vermieden und eine positive Grundhaltung gefördert werden. Indem es eine Struktur für Feedback bereitstellt, hilft das Modell, defensive Reaktionen zu minimieren und eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts und Verständnisses zu schaffen. Darüber hinaus unterstützt es den Feedback-Empfänger dabei, konkrete Ansatzpunkte für Verhaltensänderungen zu erkennen und fördert somit persönliches und berufliches Wachstum.
Beispielsätze
Das 3W-Modell ist vielseitig einsetzbar und kann in verschiedensten Situationen einen Mehrwert bieten. Hier einige Beispiele für Feedback mit Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch:
Im Schulkontext könnte ein Lehrer sagen: „Ich habe bemerkt, dass du während des Unterrichts oft mit deinen Mitschülern sprichst, was es mir schwer macht, den Unterrichtsstoff effektiv zu vermitteln und auch die anderen Schüler ablenkt. Ich wünsche mir, dass du während des Unterrichts aufpasst und deine Kommentare für die Pausen aufsparst.“
Im Hort könnte eine Erzieherin äußern: „Ich sehe, dass du oft alleine spielst, während die anderen Kinder zusammen sind. Ich mache mir Sorgen, dass du dich vielleicht ausgeschlossen fühlst. Ich wünsche mir, dass du mir sagst, wenn du mitspielen möchtest, oder dass du es vielleicht selbst versuchst, dich den anderen anzuschließen.“
In einem privaten Kontext könnte jemand zu seinem Partner sagen: „Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit nach der Arbeit nicht mehr viel erzählst. Das kommt bei mir so an, als wärst du distanziert, und ich mache mir Sorgen, dass etwas nicht stimmt. Ich wünsche mir, dass wir abends ein bisschen Zeit finden könnten, um über unseren Tag zu sprechen.“
Im Businesskontext könnte ein Vorgesetzter bemerken: „Ich habe festgestellt, dass die letzten E-Mails, die du an das Team geschickt hast, sehr knapp gehalten waren. Einige Teammitglieder fühlten sich dadurch unsicher über die Anforderungen und Deadlines. Ich wünsche mir, dass du in deinen E-Mails etwas detailliertere Informationen gibst, um Missverständnisse zu vermeiden.“
Das 3W-Modell ist ein mächtiges Werkzeug, um Feedbackgespräche zu strukturieren und zu einem tieferen Verständnis sowie stärkeren Verbindungen zwischen Menschen zu führen. Indem wir lernen, unsere Wahrnehmungen, die daraus resultierenden Wirkungen und unsere Wünsche klar und respektvoll zu kommunizieren, legen wir die Grundlage für eine positive und entwicklungsfördernde Feedbackkultur.
Feedback als Geschenk
Das „Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch“-Modell ist mehr als nur ein Weg, Feedback zu strukturieren. Es ist ein Kompass für empathische Kommunikation und tiefes Verständnis zwischen Menschen. Darum sieh Feedback, und insbesondere die 3W-Methode, immer als Geschenk an. Als Geschenk, um deine persönlichen und beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, Beziehungen zu stärken und effektiver zu kommunizieren.
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und die Kraft der SAG-ES-Formel, um Konflikte gut ansprechen zu können
Und jetzt: Lass uns gemeinsam den Weg für eine Zukunft ebnen, in der Feedback als Geschenk und nicht als Kritik angesehen wird.
Gute Gespräch
wünscht dir Christa
2 Antworten
Liebe Christa,
vielen Dank für Deine Blogs. Ich lese sie sehr gerne und auch aufmerksam.
Zu diesem Blog möchte ich nur ergänzen, dass eine negative Kritik, so gut sie auch verpackt bzw. geäußert wird, meist auch negative Gefühle auslöst.
Oft ist es ja so, dass der Empfangende ein schlechtes Gewissen hat. Z.B. die Schülerin, die mit ihrer Freundin während des Unterrichtes redet. Da kann man noch so gewaltfrei formulieren, das wird immer tadelnd daherkommen.
Außer man macht mit oder akzeptiert bzw. fördert das Verhalten grundsätzlich.
Aber das erfordert viel Mut und das Distanzieren von eigenen Wertvorstellungen.
Soviel nur zu meinem Empfinden, wenn ich kritisiert werde.
Unten habe ich unsere Website angegeben, da findest Du eine Poetry, die einfach schön ist. Es sind meine Gedanken, die eine Slammerin Jenny Ly-Rieck dann auf eine wirklich schöne Weise ausgedrückt hat. Fühle Dich ruhig angesprochen.
Ganz liebe Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
herzlichen Dank für dein wertvolles Feedback und die tiefsinnigen Worte, die du mit mir geteilt hast. Deinem Kommentar zur Wirkung von Kritik, egal wie gewaltfrei formuliert, kann ich aus vollstem Herzen zustimmen. Da geht es mir ganz ähnlich.
Und dennoch entwickeln sich Menschen, indem sie Anregung von außen erhalten oder in die Selbstreflexion gehen. Neueren Untersuchungen nach macht es einen großen Unterschied, wie oft „getadelt“ und „gelobt“ wird. Lob kann die Aufmerksamkeitsspanne eines Schülers oder einer Schülerin erhöhen. Tadel führt zu Frustration. Untersuchungen sprechen von einem Verhältnis von 3:1 (3 x Lob bei 1 x Kritik) als einigermaßen gutes Verhältnis. Andere sprechen darüber, dass sowohl Lob als auch Tadel vermieden werden sollten, da eine Abhängigkeit von Lob und Tadel entsteht und Hierarchien hierdurch gefördert werden. Sie fügen an dieser Stelle eher das Wort „Kooperation“ ein. Nun wie auch immer, wir sind ja bei den 3W-Feedback auf der Erwachsenenebene und natürlich sollte da die Gleichwürdigkeit gegeben sein.
Die von dir erwähnten Zeilen von Jenny Ly-Rieck auf eurer Webseite berühren mich sehr. Sie spiegeln eine wunderschöne Transformation von Gefühlen und eine Feier des Lebens wider. Vielen Dank, dass du diese Poesie und deine Gedanken mit mir und uns geteilt hast – es ist wirklich inspirierend zu sehen, wie Worte eine Brücke bauen können, die uns alle auf so persönliche Weise verbindet. Und dass ich mich eingeschlossen fühlen darf, das freut mich ganz besonders, und ich fühle mich geehrt 💚🍀.
Und übrigens immer wieder schön, mit dir im Kontakt zu sein. Beste Grüße von Christa